Artikel erschienen im März 2017 auf blog.swissstaffing.ch

Nachfolgeplanung für Babyboomer

Ich wurde am Ende des Babybooms geboren und fühle mich in mancherlei Hinsicht als typische Vertreterin dieser dynamischen Generation: Einerseits haben wir von einer recht stabilen politischen Lage ohne Krieg vor der Haustür und vom einen oder anderen Wirtschaftsboom profitiert, andererseits haben wir mit unerschütterlichem Pioniergeist, Mut und Disziplin Familien sowie Firmen gegründet, aufgebaut und gepflegt. Doch nun stehen selbstständige Babyboomer vor der vielleicht grössten Herausforderung ihres Lebens:

In den kommenden Jahren werden sie ihre Unternehmen an eine Generation weitergeben, die radikal anders tickt und Unternehmertum aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Die nicht nur nach der Profitabilität fragt, sondern neue Massstäbe setzt. Sind wir Babyboomer darauf vorbereitet? Oder sind Enttäuschungen vorprogrammiert? Mit fünf Stichworten möchte ich Sie und mich dazu anregen, sich rechtzeitig die entscheidenden Fragen zu stellen.

 

1. Flexible Arbeitsmodelle

Frauen und Männer, die in zehn Jahren unsere Unternehmen führen, trennen ihren Alltag nicht mehr klassisch in Berufs- und ein Privatleben. Sie integrieren Familie, Reisen und Weiterbildung, gesellschaftliches Engagement, Sport sowie Beruf geschickt in ein ganzheitliches Lebensprojekt und benötigen dazu flexible Strukturen: z. B. Homeoffice, interne Kinderbetreuung oder Jobsharing, auch auf Führungsebene.

 

2. Optionen und Diversifizierung

Spontanität ist eine Schlüsselkompetenz der neuen Generation: Man ist aufmerksam sowie offensiv unterwegs und reagiert schnell und flexibel, wenn sich Türen öffnen. Pop-up-Stores stehen exemplarisch für diese unternehmerische Philosophie. Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Nachfolger als Schreiner nicht nur Holzprodukte anbietet, sondern in denselben Räumlichkeiten auch ein Trend-Bistro betreibt?

 

3. Digitale und technische Infrastrukturen

Sie werden Ihr Unternehmen in jedem Fall an einen Digital-Native übergeben. Dies bedeutet, dass automatisch ein hoher Level bezüglich elektronischer und technischer Infrastrukturen vorausgesetzt wird: intelligentes CRM, moderne Branchen-Software, ausgefeilte Kommunikationsmöglichkeiten.

 

4. Marketing und Kommunikation

Wenn Sie einen potenziellen Nachfolger bzw. eine potenzielle Nachfolgerin suchen, sollten Sie davon ausgehen, dass diese Person Ihr Unternehmen bereits gegoogelt und sich über die öffentliche Darstellung des Betriebs informiert hat: Wie modern ist der Webauftritt, wie sorgfältig werden Social Media gepflegt, wie professionell kommen Corporate Design, Werbekampagnen oder YouTube-Clips daher?

 

5. Spass-Faktor

Gewinn zu erwirtschaften, wird auch in den kommenden Jahrzehnten die Mission jedes Unternehmens sein. Die neue Generation ergänzt Profit- und Wachstumsstreben allerdings mit einem Wert, an den wir uns erst gewöhnen müssen: Spass! Ich denke dabei an technische Innovation, kreatives Interieur, wertschätzende Beziehungen, spielerische Anlässe oder eine gesunde Work-Life-Balance. Machen Sie einen spontanen Check: Wie häufig wird in Ihrem Arbeitsalltag unbeschwert gelacht?

 

Wenn ich an uns Babyboomer appelliere, im Blick auf die Nachfolgeplanung unsere Hausaufgaben zu machen, tue ich dies mit grösstem Optimismus. Nachdem wir politische Umbrüche in Europa, die digitale Revolution und die Globalisierung hautnah miterlebt bzw. mitgestaltet und dabei Offenheit, Lernfähigkeit und Flexibilität bewiesen haben, bin ich überzeugt, dass wir auch die Herausforderung «Geschäftsübergabe» erfolgreich meistern werden.

In dem Sinne freue ich mich und bin sehr stolz, meine Unternehmungen nun schrittweise in die Hände meiner Tochter Valery Lorenz, der erfrischend neuen Generation, zu übergeben.

— Susanne Kuntner

Personalberatung mit Weitblick

Personalberatung mit Weitblick